17.9.06

SPIEGEL SERVICEWÜSTE

medien aktuell © Infodienst Verlag GmbH medien aktuell 35/06 28. August 2006


Erlebnisse des früheren "stern"- und "Bunte"-Journalisten Norbert SAKOWSKI

"Spiegel" am Sonntag eine Service-Wüste?


Norbert SAKOWSKI (71) ist maßlos enttäuscht. Der frühere langjährige Nachrichtenchef des "stern" und enge Mitarbeiter von Henri Nannen, später stellvertretender Chefredakteur und stellvertretender Verlagsleiter "Bunte", liest den "Spiegel" aus Passion, von der ersten bis zur letzten Seite - seit es ihn gibt. Nicht nur als gedrucktes Heft, sondern - seit es möglich ist - schon ab Sonntag als E-Paper im Internet. Er hat also das Nachrichtenmagazin doppelt abonniert. Der Grund: Seitdem SAKOWSKI überwiegend im französischen Elsaß-Lothringen lebt, ist für ihn der Montag nicht mehr der "Spiegel"-Tag, weil ihm das Heft erst am Dienstag zugestellt wird. Zudem: Längere Geschichten lassen sich im Heft halt besser lesen als auf dem Bildschirm. Am 7. Mai, einem Sonntag, wurde Norbert SAKOWSKI allerdings der "Spiegel"-Lektüretag regelrecht verhagelt, weil die Online-Zusendung hakte und die liebgewordene Lieferung ausblieb. Pausenlose Reklamationen per E-Mail blieben leider bis zum darauffolgenden Montag unbeantwortet. SAKOWSKIs mehrmonatige Anfragen, an wen man sich denn am Sonntag in einer solchen Situation im Verlag wenden könne, wurden immer ausweichend beantwortet. Die Angesprochenen wanden sich zuzugeben, daß der E-Paperdienst des "Spiegel" am Sonntag unbesetzt ist und auch keinen Notdienst unterhält, der den Abonnenten dann zu Diensten sein könnte. SAKOWSKI zu medien aktuell: "Ich verstehe das nicht. Bei Spiegel-Online sind 56 Redakteure rund um die Uhr tätig. Kann denn nicht wenigstens einer von denen mal am Sonntag einen Blick auf den E-Paper-Versand werfen? Ich kann dazu nur sagen: Service-Wüste 'Spiegel'."

Das Ansehen des bislang bei SAKOWSKI hochgeschätzten "Spiegel" hat durch dieses Vorkommnis arg gelitten. Dabei wäre Norbert SAKOWSKI beinahe selbst vor vielen Jahren bei Augsteins Magazin gelandet. Leo Brawand (81), einer der "Spiegel"-Mitstreiter, fast von Anbeginn an, seinerzeit stellvertretender Chefredakteur, wollte SAKOWSKI haben und schickte ihm ein Flugticket. Der Termin mit Brawand war am Nachmittag, am Vormittag traf SAKOWSKI einen alten Kumpel, der beim "stern" arbeitete. Der meinte, er sollte doch mal mit Nannen reden. SAKOWSKI: "Das tat ich dann, wir waren uns sympathisch, und ich ging zum 'stern'." Als der neue "stern"-Mann schon in der Tür stand, fragte ihn Nannen, ob er denn einen Verlagswagen hätte. SAKOWSKI erwiderte, er hätte bereits einen Isabella-Coupé, einen VW 1951 und für seine Frau einen Renault. Darauf Nannen: "Na, dann kriegen Sie von mir noch einen Mercedes dazu." SAKOWSKI heute: "Das waren noch Zeiten ...".

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